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Welche einfachen Kennzahlen sagen mir, ob wir auf dem richtigen Weg sind?

Wenige, klare Kennzahlen statt Zahlenfriedhof: So steuern Sie Ihren Vertrieb mit Überblick

von Tom Martens Coach - Trainer & Berater

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9.12.2025

Viele Unternehmen messen unglaublich viel – und wissen am Ende trotzdem nicht, ob sie wirklich vorankommen. Der Grund ist oft simpel: Es fehlt ein fokussierter Blick auf wenige, aussagekräftige Kennzahlen. Ziel ist nicht die perfekte Messung, sondern schnelle, fundierte Entscheidungen. Wenn Sie jede Woche auf dieselben 3–5 Werte schauen, erkennen Sie Muster, sehen Engpässe und können gegensteuern, bevor es teuer wird.

Dazu braucht es keine teure Software und keine Beraterarmee. Einfache Kennzahlen lassen sich aus Ihren bestehenden Daten ableiten: Termine, Angebote, Abschlüsse, durchschnittliche Dauer bis zur Entscheidung, Kosten pro gewonnenem Kunden. Wichtig ist, dass die Kennzahlen verständlich sind und zu Ihrem Alltag passen. Wenn Sie im Team in fünf Minuten erklären können, was ein Wert bedeutet und wie er verbessert werden kann, haben Sie den richtigen Weg eingeschlagen.

Studien zeigen, dass Teams, die regelmäßig wenige Kennzahlen besprechen, schneller lernen und verlässlicher planen. Das gilt besonders im Vertrieb, wo Tempo und Verbindlichkeit entscheidend sind. In den folgenden Abschnitten erfahren Sie, wie Sie ein schlankes Set aufbauen, welche Formeln Sie wirklich brauchen und welche Anhaltswerte Orientierung geben – ohne Fachchinesisch, dafür mit Praxisnähe.

Ein Mann in weißem Hemd dreht sich während seiner Präsentation leicht zur Seite und steht vor einer farblich sortierten Pinnwand
Inhaltsverzeichnis
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[fs-toc-h2] 1. Start mit Klarheit: North Star und fokussiertes KPI-Set

‍Bevor Sie Kennzahlen auswählen, beantworten Sie eine Frage: Woran erkennen wir unmissverständlich, dass wir in die richtige Richtung gehen? Diese eine Leitkennzahl nennt man häufig „North Star“. Das kann z. B. monatlich neu gewonnener, wiederkehrender Umsatz sein, die Anzahl neuer aktiver Kunden oder die Zahl qualifizierter Erstgespräche pro Woche. Ein klarer North Star verhindert KPI-Überladung und richtet alle Aktivitäten im Vertrieb aus.

Ergänzend wählen Sie 3–5 unterstützende Kennzahlen, die zum North Star beitragen. Dazu gehören mindestens ein Frühindikator (z. B. qualifizierte Termine), eine Ergebnisgröße (z. B. Abschlüsse) und ein Geschwindigkeitswert (z. B. durchschnittliche Entscheidungsdauer). Halten Sie das Set bewusst klein: Weniger ist hier mehr – ein kleines, konsistentes Set schafft Fokus und Vergleichbarkeit im Zeitverlauf. Wenn Sie später feststellen, dass ein Wert wenig Aussagekraft hat, tauschen Sie ihn aus, aber vermeiden Sie ständige Wechsel.

Praktischer Tipp: Schreiben Sie jede Kennzahl auf eine halbe Seite – mit Definition, Datenquelle, Verantwortlichen und der Frage „Welche Aktion ergibt sich, wenn der Wert steigt/fällt?“. So verhindern Sie Deutungschaos. Und: Visualisieren Sie die Entwicklung als einfache Linie oder Balken über die letzten 12 Wochen. Trends sind wichtiger als Einzelwerte.

[fs-toc-h2] 2. Leading vs. Lagging: Früh erkennen statt spät reagieren

‍Kennzahlen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen. Ergebniswerte („Lagging“) zeigen, was bereits passiert ist – etwa gewonnene Aufträge oder erzielter Umsatz. Frühindikatoren („Leading“) deuten an, was voraussichtlich passieren wird – z. B. wie viele qualifizierte Gespräche in der Pipeline sind oder wie schnell auf Anfragen reagiert wird. Wer Leading-Kennzahlen sauber definiert, erkennt Abweichungen Wochen früher.

Sinnvoll ist es, Ihre typischen Schritte auf dem Weg zum Abschluss zu skizzieren: Anfrage → Erstgespräch → Angebot → Verhandlung → Abschluss. Bestimmen Sie dann für zwei Kettenglieder eine gut beeinflussbare Vorstufe. Reagieren Sie z. B. innerhalb von 24 Stunden auf eingehende Anfragen? Wie hoch ist die Quote, mit der ein Erstgespräch zu einem konkreten Angebot führt? Wenn diese Frühindikatoren kippen, folgt die Abschlusskurve meist einige Wochen später.

  • Praxisbeispiele (Leading → Lagging):
    – Qualifizierte Erstgespräche pro Woche → neue Angebote pro Monat
    – Antwortzeit auf eingehende Anfragen → Gesprächsquote in der Folgewoche
    – Angebot-zu-Vertrag-Quote → tatsächliche Abschlüsse im Monat

Halten Sie die Messung leicht: Eine wöchentliche Übersicht in einem einfachen Sheet reicht. Wichtig ist die Routine – jede Woche, gleiche Uhrzeit, gleiche Werte. So erkennen Sie echte Veränderungen statt zufälliger Ausschläge.

[fs-toc-h2] 3. Coverage, Abschlussquote und Entscheidungsdauer

‍Ihre Pipeline ist das Herzstück. Drei einfache Kennzahlen reichen, um Richtung und Tempo einzuschätzen. Erstens die Pipeline Coverage: (Wert aller offenen Chancen in der betrachteten Zeit) geteilt durch (Umsatzziel für diese Zeit). Als grober Richtwert im B2B gilt: 3–5-fache Coverage, abhängig davon, wie oft Sie gewinnen und wie lange Entscheidungen dauern. Wenn Coverage, Abschlussquote und Entscheidungsdauer gemeinsam in die richtige Richtung laufen, ist Ihr Vertrieb sehr wahrscheinlich „auf Kurs“.

Zweitens die Abschlussquote (Win-Rate): gewonnene Deals / (gewonnene + verlorene Deals). Viele Teams liegen zwischen 20 % und 35 %. Entscheidend ist weniger der absolute Wert als die Entwicklung: Bleibt die Quote stabil, während die Anzahl qualifizierter Gespräche steigt, verbessert sich die Gesamtlage. Drittens die Entscheidungsdauer (Sales-Cycle): die mittlere oder mediane Anzahl an Tagen vom Erstkontakt bis zur Entscheidung. Ein sinkender Wert bei stabiler Quote ist ein starkes Signal, dass Ihr Prozess verständlicher ist und Hürden reduziert wurden.

Planen Sie jede Woche 20–30 Minuten ein, um genau diese drei Werte zu prüfen. Notieren Sie jeweils eine konkrete Maßnahme: „Wie erhöhen wir die Coverage um 0,5×?“, „Wo verlieren wir Angebote – Preis, Timing, Nutzenbegründung?“, „Welche Info fehlt Kunden, um schneller zu entscheiden?“ Kleine, gezielte Experimente (z. B. eine klarere Angebotsseite oder ein früherer Technik-Check) zeigen oft rasch Wirkung.

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Mini-Dashboard „Pipeline auf einen Blick“
  1. Ziel & Forecast: Zielumsatz der nächsten 90 Tage, realistische Forecast-Summe (nur Chancen mit klarer Zusage).
  2. Coverage & Trend: Coverage 90 Tage (Soll 3–5×) + Veränderung zur Vorwoche.
  3. Trichter-Schnappschuss: Umwandlungsraten zwischen 3–4 Schritten (z. B. Erstgespräch → Angebot → Verhandlung → Abschluss).
  4. Tempo: Median-Entscheidungsdauer der gewonnenen Deals der letzten 60–90 Tage.
  5. Fokusliste: Top-10 Chancen mit nächstem, festem Schritt (Datum, Verantwortliche).

So behalten Sie Kurs, Tempo und Engpässe im Blick – ohne Zahlenflut.

[fs-toc-h2] 4. Effizienz verstehen: Kosten pro Kunde, Wert pro Kunde und Amortisation

‍Wachstum ist gut – nachhaltiges Wachstum ist besser. Drei Kennzahlen zeigen, ob sich Ihr Einsatz rechnet. Ein Verhältnis von Kundenwert zu Gewinnungskosten von mindestens 3:1 ist ein solider Richtwert, und eine Amortisationszeit innerhalb von 12 Monaten gilt in vielen wiederkehrenden Geschäftsmodellen als gesund.

Beginnen Sie mit den Kosten pro gewonnenem Kunden (CAC): (alle Ausgaben für Marketing und Vertrieb in einem Zeitraum) geteilt durch (neu gewonnene Kunden). Wichtig: Rechnen Sie Arbeitszeit realistisch mit ein. Der Kundenwert (LTV) lässt sich einfach schätzen: durchschnittlicher monatlicher Deckungsbeitrag × erwartete Vertragsdauer in Monaten. Wer nicht mit Abos arbeitet, kann den durchschnittlichen Deckungsbeitrag des Erstkaufs plus realistischer Wiederkäufe über 12–24 Monate ansetzen.

Die Amortisationszeit (Payback) ergibt sich aus CAC / monatlichem Deckungsbeitrag pro Kunde. Liegt die Zeit zu hoch, prüfen Sie zuerst einfache Hebel: bessere Eignung der Zielkunden (passen Problem und Lösung?), klarere Nutzenargumente im Angebot, früherer Hinweis auf Einführungsaufwand, damit Überraschungen entfallen. Oft senkt schon eine verständliche „Erfolgs-Checkliste“ nach Vertragsstart die Rückfragen, beschleunigt den Nutzen und verbessert Weiterempfehlungen – ein spürbarer Effekt auf Ihre Kennzahlen.

[fs-toc-h2] 5. Aktivitätsqualität statt Aktivitätsmenge: Was wirklich wirkt

‍Es ist verlockend, Anrufe, E-Mails und Nachrichten zu zählen. Doch reine Menge führt selten zu besseren Ergebnissen. Aktivitäten sind nur dann wertvoll, wenn sie nachweislich eine nächste sinnvolle Stufe auslösen. Messen Sie deshalb lieber ein paar aussagekräftige Zwischenwerte: Wie hoch ist die Antwortquote auf eine erste, persönlich formulierte Nachricht? Wie oft wird aus einem Erstgespräch ein konkretes Angebot? Wie schnell melden Sie sich auf eingehende Anfragen zurück?

Statt generisch zu streuen, planen Sie täglich wenige, sehr passende Kontakte – mit einem kurzen, relevanten Anlass (z. B. Bezug auf eine aktuelle Veröffentlichung des Unternehmens oder ein klar benanntes Problem). Prüfen Sie wöchentlich, welche Art von Ansatz die beste Resonanz hatte, und behalten Sie genau diese Variante bei. Ein kleineres Volumen mit doppelter Relevanz schlägt fast immer hohe Taktzahlen ohne Substanz. So verbessern Sie die Kennzahlen entlang des Weges, ohne den Aufwand zu verdoppeln.

Ein einfacher Trick: Hinterlassen Sie nach jedem Gespräch eine „Nächster-Schritt-Notiz“ im Kalender – was genau passiert, bis wann, von wem. Diese Verbindlichkeit reduziert Leerlauf, erhöht die Abschlusswahrscheinlichkeit und sorgt nebenbei dafür, dass Ihre Zahlen zuverlässiger werden.

[fs-toc-h2] 6. Fazit: Mit wenigen Kennzahlen sicher steuern

‍Sie benötigen kein riesiges Reporting, um zu wissen, ob Sie richtig liegen. Ein klarer North Star, wenige Früh- und Ergebniskennzahlen sowie ein simples Pipeline- und Effizienz-Set genügen, um Kurs, Tempo und Wirksamkeit im Vertrieb einzuschätzen. Entscheidend ist die Regelmäßigkeit: Wöchentlich Leading-Werte prüfen, monatlich Ergebnisse bestätigen, quartalsweise Annahmen schärfen. So entsteht ein ruhiger Takt, der Sicherheit gibt und trotzdem schnelle Korrekturen erlaubt.

Vermeiden Sie Perfektionismus. Starten Sie mit den hier beschriebenen Kennzahlen, definieren Sie einfache Datenquellen und behalten Sie Trends im Blick. Disziplin schlägt Perfektion – und bringt die Klarheit, die Entscheidungen beschleunigt. Studien deuten darauf hin, dass Teams mit fester KPI-Routine besser vorhersagen, zuverlässiger liefern und seltener von Überraschungen getroffen werden. Genau das ist der Zweck Ihrer Kennzahlen: Orientierung schaffen, damit die tägliche Arbeit Wirkung zeigt.

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